Hildegard von Bingen: Die Äbtissin verfasste zwischen 1150 und 1158 ihre natur- und heilkundlichen Schriften "Physica" und "Causae et curae". In diesen sind ihre Auffassungen über Physologie, Pathophysiologie, Lebensverhaltensweisen und ihre Therapievorschläge zusammen gefasst. Leider ist nicht immer davon auszugehen, dass alle Texte aus der Hand von Hildegard von Bingen stammen, denn wir verfügen nur noch über Abschriften und nicht über die Originale der Werke. Hildegard selbst ist wahrscheinlich nie therapeutisch tätig gewesen. Die überlieferten Rezepte sind kritisch zu betrachten. Es gibt allerdings einige Rezepturen aus ihrem großen Schatz, die von Hildegard-Medizinern wie Dr. Hertzka und Dr. Strehlow und nicht zuletzt von Peter und Gudrun Germann vielfach mit Erfolg eingesetzt wurden. Sie stellen damit einen gut erprobten, wertvollen therapeutischen Schatz dar.
Es handelt sich bei der Hildegard-Heilkunde um Lehren aus der Pflanzenheilkunde, sowie Ratgeber für eine gesunde Ernährung, aber auch um Hinweise auf Bäder und Wickel, um Ausleitungstherapien wie Schröpfen und Aderlass aber auch um ihre Edelsteintherapie. Ebenso gehören dazu ganz praktische Anweisungen für eine gesunde Lebensführung, wie die Notwendigkeit von Ruhe und Bewegung, von Schlaf
und Aktivität und viel frischer Luft und Liebe. Unter den Medikamenten nehmen die oft ungewöhnlichen pflanz-lichen Rezepturen den größten Raum ein. Glücklicherweise sind diese dank einiger kleinerer Hersteller beziehbar. Auch ihre fast präventiv-medizinisch anmutenden Ernährung-sanweisungen erfreuen sich heute großer Beliebtheit. So empfiehlt sie beispielsweise den Verzehr von Dinkel, der nachweislich viele Vorteile gegenüber anderen Getreide-sorten zeigt. Darüber hinaus hinterließ Hildegard von Bingen eine Vielzahl von religiösen Schriften, Bildern, sehr schönen Liedern und vieles mehr.